Sind Blogger die Journalisten der Zukunft?
Seit der Entstehung von Weblogs kommt immer wieder die Frage auf, ob Blogger tatsächlich als Online-Journalisten bezeichnet werden können und ob sie nicht sogar den klassischen Journalisten den Rang ablaufen könnten. Das ist eine sehr spannende Frage, allerdings müssen wir hier ganz klar differenzieren. Blogger ist schließlich nicht gleich Blogger! Es gibt Weblogs, die werden unregelmäßig geschrieben und beinhalten beinahe ausschließlich persönliche Gedanken und Neuigkeiten aus dem Privatleben eines Bloggers. Diese Art von Blogger sucht häufig gar nicht die Aufmerksamkeit der breiten Masse, sondern schreibt hauptsächlich für Freunde und Bekannte. Hier lässt sich demnach auch nicht von einer journalistischen Tätigkeit sprechen. Vielmehr würde ich solche Blogs als Online-Tagebuch bezeichnen.
Aber es gibt auch Blogger, die wollen über für die Öffentlichkeit relevante Themen schreiben, wollen informieren, hinterfragen, kritisieren. Bei diesem Typus Blogger lassen sich sehr wohl viele Parallelen zu einem klassischen Journalisten finden. Und der Erfolg solcher Blogs sprechen ihre ganz eigene Sprache. Bei diesen Bloggern würde ich sehr wohl von Online-Journalisten sprechen, denn Schreiberlinge wie Jörg Kantel (Schockwellenreiter.de), Don Dahlmann (DonDahlmann.de) oder Sascha Lobo (SaschaLobo.com) haben nicht nur mehr Leser als so mancher Journalist, sie beweisen mit ihren Blogposts auch ihr journalistisches Können. Und auch Webprojekte, die von Blogger-Teams geschrieben werden, sind sehr erfolgreich und haben eine große Leserschaft. Zu nennen wären hier zum Beispiel: Netzpolitik.org, Spreeblick.com oder Spiegelfechter.com.
Aber können erfolgreiche Blogger wirklich zur Konkurrenz klassischer Journalisten werden? Müssen sich Print-Medien und klassische Journalisten inzwischen vor der steigenden Beliebtheit von Blogs fürchten? Ist ihr Berufsstand in Gefahr? Ich denke nicht. Denn die ganze Bandbreite an gut recherchierten Themen, wie sie große Tageszeitungen und Magazine liefern, kann ein einzelner Blogger gar nicht bieten. Und auch Blogger-Teams arbeiten in der Regel ehrenamtlich und haben ihre Grenzen bezüglich Zeit und Recherche-Möglichkeiten.
Mit Sicherheit werden die Leserzahlen der Printmedien weiter sinken, da immer mehr Menschen ihre News kostenlos im Internet lesen. Nicht umsonst sind die bekanntesten deutschen Medien heutzutage auch alle online zu finden. Statt Print wird vielleicht zukünftig häufiger online gelesen, aber die Nachfrage an Tageszeitungen und Magazinen, die mit Hilfe einer professionellen Redaktion erstellt wurden, wird sicher nicht drastisch einbrechen. Blogs sind meiner Meinung nach keine Konkurrenz für den klassischen Journalismus, sondern vielmehr ein ergänzendes Angebot, das vor allem durch seine Authentizität punktet. Der Blogger ist in den Köpfen der Leser eine Person, wie Du und ich, ein Mensch von Nebenan, dem wir vertrauen und der sich das traut auszusprechen, was viele Journalisten nicht dürfen, weil es nicht zum Image ihres Magazines oder ihrer Zeitung passt und deshalb häufig nicht erwünscht ist.
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