Re:publica 2014 letzter Tag – ein Resumee
Der dritte und letzte Tag auf der re:publica. Ich starte müde und mit einem bereits prall gefüllten Kopf, der in den letzten zwei Tagen der Internet-Konferenz mit Ideen und Informationen überflutet wurde. Dennoch beginnt der Tag mit Vorfreude auf die folgenden Sessions und die Menschen, die ich heute noch kennenlernen werde. Ab ins Getümmel!
Blogger und Agenturen
Die erste Session, die ich besuchte, drehte sich um das Thema „Blogger für PR- und Werbemaßnahmen gewinnen“. Es wird die schwierige Kommunikation zwischen Bloggern und Agenturen angesprochen und die Angst vieler Blogger ihre LeserInnen zu vergraulen, wenn sie Geld von Firmen und Agenturen annehmen. Als Bloggerin verfolge ich diese Diskussion mit Interesse, ärgere mich aber ein wenig über die Pauschalisierung. Die Blogger seien oft Amateure, die Kommunikation und Arbeit mit ihnen aus Sicht der Agenturen oft schwierig. Die Blogosphäre ist ein bunter Haufen sehr unterschiedlicher Menschen. Meine Anregung an die Agenturen: bessere Recherche in der Blogosphäre und persönlichere Ansprachen an Blogger, die für eine geplante Kampagne auch ein themenrelevantes, regelmäßig mit Beiträgen gefüttertes Blog führen, würde es beiden Seiten leichter machen. Finde es trotzdem gut, dass es diesen Talk gab. Nur durch Gespräche und aufeinander Zugehen lassen sich Probleme lösen und eine Zusammenarbeit optimieren.
Wir müssen ethische Maschinen bauen!
Sarah Spiekermann (Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien) beeindruckte mich an diesem Vormittag sehr. Statt ständig auf neue Techniktrends und Features zu warten, sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, wie Maschinen uns als Mensch unterstützen können, mit all unseren Werten, Bedürfnissen und Sinnen. Es fehlen uns nicht neue Gadgets mit neuen Features, sondern IT-Geräte, die den Menschen besser verstehen und sich besser in unseren Alltag integrieren. Geräte und Maschinen, die uns Menschen dienen, tun, was wir wollen, unsere Werte vertreten und uns persönlich weiterbringen. Die Technik sollte nicht das Ziel haben den Menschen zu ersetzen und nachzuahmen, sondern ihn zu unterstützen und zu fördern. Sarah Spiekermann möchte dafür Ideen sammeln, Ideen und Visionen von einer ethischen Maschine. Mehr dazu: facebook.com/ethicalmachine
Hello, wanna Play?
Während der Pause lief ein Mann namens Richard mit einem großen, gebastelten, knallgelben Fragezeichen in der Hand an mir vorbei und fragte: „Hello, wanna Play?“. Natürlich wollte ich spielen! Plötzlich verwandelte sich mein Umfeld in ein Real-Life-Computerspiel. Ich beantwortete Fragen, bekam Challenges und gewann tolle Dinge. Nachdem ich meiner Freundin sagte, was sie mir bedeutet und fremde Leute umarmte, erhielt ich als Belohnung eine Stunde Extrazeit. Ein super Power-up! Und ich stieg zudem ein Level auf! Im zweiten Level spielte ich pantomimisch eine Vision von mir nach und erzählte eine Geschichte. Das brachte mir zwar keinen Entgegner, aber ein wundervolles Geschenk. Die Welt im Handtaschenformat! Bin ich hier für eine kurze Zeit in die virtuelle Welt eines Games eingetaucht oder ist die Spielewelt in die Realität geschlüpft? Wie es auch war, es hat mir gefallen und meinen Tag um mehrere schöne und herzliche Erfahrungen reicher gemacht.
Kids erklären Erwachsenen das Netz
Eine sehr erfrischende Session war „Zahnbürste oder Longboard“. Hier erzählte der jüngste Redner der re:publica 2014, Lorenzo Tural Osorio, wie er Erwachsenen Facebook & Co. erklärt. So richtet er für die Döner-Bude in seiner Stadt zum Beispiel eine Facebookseite ein und betreut diese so lange bis der Besitzer gelernt hat, wie man mit Social Media Kanälen umgeht. Als Dankeschön gibt es Gratis-Döner, was für Lorenzo ein guter Deal ist. Auch auf XING hat Lorenzo sich ein Profil eingerichtet, denn da konnte er sich die Berufsbezeichnung „Social Media Manager“ geben, was er echt cool findet. Während der Papa mit dem Macbook auf der Bühne kämpft, um die Präsentation seines Sohnes zu steuern, beantwortet der Schüler souverän die Fragen aus dem Publikum. Sein Vater hat ihn im Netz machen lassen, was er wollte und Lorenzo stellt trocken fest, dass ihm das nicht geschadet hat, schließlich sei er heute sonst nicht so ein gefragter Social-Media-Berater. Lorenzo zeigt: die jüngere Generation weiß das Internet zu nutzen, ist selbstbewusst und clever!
Interview mit Gabriele Fischer von brand eins
Dieses kurze aber informative Interview von Johnny Häussler mit Gabriele Fischer brachte folgende Erkenntnis: Print ist nicht tot! Wer nicht nur auf den Anzeigenverkauf setzt, sondern nah bei seinen Lesern ist und Qualitätsjournalismus zu bieten hat, kann auch im Jahre 2014 mit einem Print-Magazin erfolgreich sein.
Betriebssystem Buch
Sascha Lobo und Dorothee Werner widmen sich dem Thema Buch. Betrachtet man das Buch als Betriebssystem für Kultur, Wissen und Bildung, stellt sich die Frage: wie verändert sich dieses Betriebssystem in der digitalen Gesellschaft und welche Rolle wird es in der Zukunft spielen? Redner und Publikum reißen verschiedene Konzepte und Ideen an. Autoren müssen neue Erzähltechniken entwickeln, da herrscht breite Zustimmung. Ist das Betriebssystem Buch derzeit nicht leider eher ein Windows 3.11 statt iOS7? Oder ist die Zeit von langen Texten sowieso schon vorbei? Eine Session, die zum Nachdenken anregt.
Bye, bye rp14, wir sehen uns bei der rp15 wieder
In einer halben Stunde findet die letzte Session statt – wir sagen Goodbye. Die re:publica 2014 war wirklich großartig! Spannende Reden, fantastische Redner, tolle Leute, nette Bekanntschaften, den Kopf voll mit neuen Ideen und Denkanstößen. Ich sage danke und mache mich bereit auf die Abschlussparty!
In den nächsten Tagen wird es hier auf frisch-gebloggt.de noch einen Film mit meinen Eindrücken der re:publica 2014 geben, sowie eine große Bildergalerie! Ihr dürft gespannt sein!
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