Explodierende Mietpreise überall – wie soll es weitergehen?
Wer meinen Blog schon länger liest weiß, dass ich vor knapp 20 Jahren nach Spanien ausgewandert bin. Das war die beste Entscheidung meines Lebens und ich würde es immer wieder tun. Trotzdem stehe ich auch nach so vielen Jahren in regelmäßigen Kontakt zu meinen Freunden und meiner Familie in Deutschland. Und diese beklagen seit vielen Jahren schon, wie teuer es geworden ist, in Deutschland zu leben.
Energie-, Benzin- und Mietpreise liegen vielen schwer im Magen. Und wie oft höre ich in letzter Zeit, dass es in meiner Heimatstadt Frankfurt unmöglich ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden! Immer mehr meiner Freunde und Bekannte ziehen ins Umland, weil Frankfurt unbezahlbar geworden ist. Und ein Ende der explodierenden Mietpreise ist längst nicht in Sicht, die Preise steigen immer weiter. Die Nachfrage nach Mietwohnungen reißt nicht ab, doch anscheinend gibt es nicht genug Wohnungen, um diesen Ansturm zu bewältigen.
Und wie sieht es aus mit dem Bau neuer Häuser?
Gebaut wird erschreckenderweise so wenig wie lange nicht mehr! Im vergangenen Jahr wurden so wenige Baugenehmigungen vergeben wie zuletzt im Jahr 2012. Speziell der Wohnungsbaubereich ist betroffen und ist um fast 20 Prozent geschrumpft. Die Baubranche schlägt Alarm, warnt vor steigenden Wohnungsmangel sowie Arbeitsplatzverlusten und fordert deutlich mehr Unterstützung von Bund und Ländern. Dabei sollte gerade jetzt gebaut werden, um der hohen Nachfrage nach bezahlbaren Wohnraum nachzukommen. Aber steigende Baukosten durch höhere Materialpreise und der Fachkräftemangel bremsen die Branche stark aus. Auch auch die strengen Bauvorschriften in Deutschland und die langwierigen Genehmigungsverfahren verzögern viele Bauprojekte.
In Spanien sieht es nicht besser aus
Doch wer glaubt, dass nur Deutschland dieses Problem hat, der irrt leider! Auch Spanien leidet unter explodierenden Mietpreisen und einer Neubaukrise. Der Quadratmeterpreis in meiner Wahlheimat, den Kanarischen Inseln, hat mit 13,60 Euro pro Quadratmeter einen neuen Höchststand erreicht. Damit liegen die Kanarischen Inseln auf Platz drei der teuersten Mietregionen in Spanien. Lediglich die Balearen (17,80 €) und die Communidad Madrid (17,40 €) sind noch teurer. Die Schwierigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu finden, hat sich zu einer der größten Sorgen der spanischen Bevölkerung entwickelt. Und schaut man in den bekannten Internetportalen, die Anzeigen für Immobilien zum Mieten bereitstellen, wird einem derzeit schwindelig. Selbst kleine, schlecht gepflegte Wohnungen werden zu schwindelerregend hohen Preisen angeboten und anscheinend auch gemietet! Vor allem in Großstädten wie Madrid und Barcelona aber eben auch in beliebten Urlaubsregionen wie Gran Canaria oder Mallorca ist der Wohnraum knapp.
Wohnraummangel, Neubaukrise – es ist wirklich erschreckend, wie schwer es geworden ist, ein bezahlbares Dach über den Kopf zu finden, vor allem in den Ballungsgebieten. Und es ist beklemmend zu sehen, dass keine Besserung in Sicht ist. Die einzigen, die derzeit ein gutes Geschäft machen, sind Eigentümer von Immobilien und Immobilienmakler. Auf Gran Canaria kenne ich einige Immobilienmakler und es kein Geheimnis, dass diese gut verdienen. Je höher der Miet- bzw. Verkaufspreis der Immobilie, desto höher fällt die Provision aus. Und gerade mit den deutschen und englischen Besuchern der Insel werden noch immer gute Geschäfte gemacht. Ob es in dieser schwierigen Zeit auch in Deutschland noch lukrativ ist als Immobilienmakler zu arbeiten kann ich nicht sagen. Der Immobilienmakler ist übrigens kein geschützter Begriff, es kann also theoretisch jeder auch ohne spezielle Ausbildung Makler werden. Es braucht so weit ich weiß nur eine Maklererlaubnis und einen Gewerbeschein. Aber ich habe überrascht festgestellt, dass die Industrie und Handelskammer in Deutschland inzwischen sogar einen Zertifikatslehrgang Immobilienmakler IHK anbietet.
Proteste auf den Kanaren
Im Frühling gab es auf den Kanarischen Inseln große Proteste! Und einer der Gründe sind die hohen Mieten und wenigen bzw. schlechten Immobilienangebote für Einheimische hier auf den Kanaren. Die schöne Urlaubsinsel leidet zusätzlich darunter, dass zu viele Touristen hier Immobilien als Ferienwohnung oder Urlaubshäuschen mieten oder kaufen. Im vergangenen Jahr wurde mehr als jede zweite Immobilie an Personen aus dem Ausland (hauptsächlich Deutsche und Engländer) oder an Dauerurlauber mit ausländischem Pass verkauft. Das nimmt den Einheimischen nicht nur Wohnraum weg, sondern erhöht die Preise auf dem Immobilienmarkt drastisch. Deshalb protestieren so viele Menschen hier auf den Kanaren und fordern Massnahmen von der Regierung, um neuen Wohnraum zu schaffen und diese negative Entwicklung aufzuhalten. Generell fordern die Menschen Regeln und Gesetze für einen Tourismus, der sich besser mit der Natur und den Menschen vor Ort verträgt. Was viele Urlauber beispielsweise nicht ahnen: Die Kanaren zahlen jedes Jahr eine Strafe in sechsstelliger Höhe an die EU aufgrund von Umweltschutz-Vergehen. Oder um es genauer zu sagen: es wird ungeklärtes Abwasser ins Meer geleitet und dann einfach die Strafe gezahlt statt etwas dagegen zu unternehmen. All diese Missstände haben die Menschen auf den kanarischen Inseln auf die Straße getrieben, um zu protestieren. Es war beeindruckend die vielen Menschen zu sehen, die durch die Straßen liefen, um für ihre Insel und bessere Lebensbedingungen zu kämpfen.
Und jetzt?
Für meine Familie und mich bedeutet es, dass wir auf unbestimmte Zeit alle Umzugspläne auf Eis legen, obwohl wir gerne weiter in den Norden der Insel gezogen wären. Wir wohnen günstig und wollen unser günstiges Heim natürlich nicht gegen ein überteuertes eintauschen. Für andere Familien hier auf Gran Canaria bedeutet es, in viel zu kleinen Wohnungen festzusitzen oder erst gar nicht von zu Hause ausziehen zu können. Wusstest Du, dass die meisten Spanier bis 30 Jahre noch zu Hause bei Ihren Eltern wohnen? Nur knapp 16 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren wohnt nicht mehr zu Hause. Und das liegt nicht daran, dass die Spanier Hotel Mama bevorzugen, sondern das hat ganz klar finanzielle Gründe.
Wie die Lösung aussehen könnte? Mietpreisbremse und Milieuschutzverordnungen werden sowohl in Deutschland als auch in Spanien diskutiert und ausprobiert. Und staatliche Förderprogramme und steuerliche Anreize können sicherlich helfen, den Bau neuer, bezahlbarer Wohnungen zu beschleunigen. Auch der Einsatz neuer, kosteneffizienter Baumaterialien sowie innovative Bauverfahren wären eine Möglichkeit der Krise entgegenzuwirken. Leider sind all diese Maßnahmen und Ideen keine schnelle und effektive Lösungen, um in den nächsten Monaten und Jahren eine deutliche Veränderung herbeizuführen. Und das macht mir ehrlich gesagt ziemliche Bauchschmerzen…
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